Das TriebfedOERn-Barcamp war ein Tag voller inspirierender Diskussionen und intensiven Austauschs rund um die Themen Open Educational Resources (OER), Künstliche Intelligenz (KI), Forschungsdatenmanagement und Vernetzung.

KI in der Lehre und Urheberrecht

Ein zentrales Thema war die Integration von Künstlicher Intelligenz in die Lehre. Der KI-Campus bietet hierfür kuratierte Kurse an, etwa zum „Wissenschaftlichen Arbeiten mit KI“, die von Grundlagen bis zu Deep Learning reichen, zu finden unter https://ki-campus.org/overview/course. Studierende zeigen großes Interesse an KI-Themen und -Tools. Es wurde diskutiert, wie man KI umfassend in die Lehre transportieren kann, unter anderem durch Aufklärungsarbeit und Blended Learning-Konzepte. Interessant ist auch ein Selbsteinschätzungstool für KI-Kompetenzen für Lehrende und Studierende unter https://ki-kompetenz.limesurvey.net/717395. Für Hochschulmitarbeitende bietet das KI-Team der DHBW Heilbronn ebenfalls Schulungen zum Thema KI an. Bei weiteren Fragen kann man KI-Team@heilbronn.dhbw.de kontaktieren.

Die Session „KI und Schöpfungshöhe“ befasste sich intensiv mit dem Urheberrecht bei KI-generierten Inhalten. Ein wichtiger Punkt war, dass KI-erstelltes Material zunächst „herrenlos“ ist, da eine Maschine kein Urheber sein kann. Erst durch eine „wesentliche Bearbeitung“ durch den Menschen wird die KI zum reinen Werkzeug. Bei grafischen Darstellungen müssen sich Farbe, Form, Perspektive und Inhalt deutlich von anderen Werken unterscheiden, um eine eigene Schöpfungshöhe zu erreichen. Es wurde darauf hingewiesen, dass eine neue CC-Lizenz namens „CC signals“ für KI-Inhalte in Entwicklung ist: https://creativecommons.org/ai-and-the-commons/cc-signals/.

Forschungsdatenmanagement und OER-Video Best Practices

Im Bereich „Forschungsdatenmanagement“ wurde die Lizenzierung und Nachnutzung von Forschungsdaten erörtert. Es wurde betont, dass nicht alle Daten unter das Urheberrecht fallen und somit nicht einfach mit Creative Commons (CC) lizenziert werden können. CC BY auf Forschungsdaten kann ein Workaround sein, um Klarheit über die Nutzungsrechte zu schaffen und „Credit“ für die Arbeit der Bereitstellenden zu sichern. Die FAIR-Prinzipien wurden als Leitfaden genannt, die besagen, dass Informationen über Daten (Metadaten) findbar und zugänglich sein sollten, auch wenn die Daten selbst nicht offen sind, um beispielsweise den Datenschutz zu wahren. Weitere Informationen zu den FAIR-Prinzipien finden sich unter https://de.wikipedia.org/wiki/FAIR-Prinzipien.

Praktische Einblicke bot die Session zu „OER-Video und Best-Practice Nennung OER“. Hier wurde betont, wie wichtig eine optisch ansprechende Gestaltung und klare Lizenzangaben auf Thumbnails (Titel, Autor, Jahr, Lizenz) sind. Es wurde empfohlen, zusätzlich zur Videodatei auch Grundmaterialien wie Drehbuch, Untertitel als Textdatei und einzelne Elemente zu veröffentlichen. Ein wichtiger Hinweis war, kein Stockmaterial zu verwenden; stattdessen sollten alle Elemente selbst erstellt oder auf CC-Materialien basieren. Gute Lizenzangaben verstärken die Weiternutzung. Sogar bei CC0-lizenzierten Bildern sollten Bildquellen im Abspann mit klarer Bezeichnung angegeben werden. KI kann für Übersetzungen genutzt werden, solange der Grundtext originär ist.

Anreize, Qualität und Infrastruktur

Ein Austausch um die „Deputatsreduktion für OER“ war ebenfalls ein Thema einer Workshop-Session auf dem Barcamp. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob eine Reduktion der Lehrverpflichtung einen Anreiz zur Erstellung von OER darstellen könnte und ob dies überhaupt umsetzbar ist. Konsens herrschte darüber, dass Deputatsreduktion als „harte Währung und Wertschätzung“ für die Erstellung von OER wahrgenommen wird. Auch die Qualitätssicherung bei OER wurde im Vergleich zum Peer-Review-Prozess in der Forschung beleuchtet und ein möglicher, noch zu erstellender OER-Kodex als Leitlinie und Selbstkontrolle diskutiert. Es wurde angemerkt, dass es für OER keinen etablierten Qualitätssicherungsprozess wie das Peer-Review in der Forschung gibt.

Die Sessions „Moodle meets Metadaten“ und „Rein Raus“ konzentrierten sich auf die technische Infrastruktur und die Vernetzung. Für Moodle wurde ein „Wizard für Schlagworte“ angedacht, der die Eingabe von Metadaten wie „zuletzt benutze Metadaten“ oder „didaktische Metadaten“ erleichtern soll, um die Auffindbarkeit zu verbessern und Autor:innen Anerkennung zu geben. Die Diskussion „Rein Raus“ beleuchtete die Herausforderungen der Kommunikation zwischen offenen und geschlossenen Systemen. Es wurde festgestellt, dass das Prestige des „eigenen Repositoriums“ oft der „Nachnutzung“ entgegensteht. Eine Stärkung der dezentralen Kommunikation, beispielsweise über Matrix/Element, und gemeinsame Veranstaltungen könnten die Zusammenarbeit fördern.

Kreative Ansätze und Ausblick

Eine besonders kreative Session war das „Wimmelcamp“, bei dem die Idee eines „Wimmelbildes“ zur spielerischen Vermittlung von OER- und CC-Konzepten entwickelt wurde. Es wurden Vorschläge gemacht, wie man KI im Spielverlauf einbinden könnte, etwa als Chatbot oder Side-Quests. Das Bild soll Charaktere und ein Narrativ enthalten, um die Komplexität der Materialvielfalt bei OER und der Vermischung von Lizenzen greifbar zu machen. Ideen für Easter-Eggs und Aufgaben, wie das Finden von CC-Symbolen, wurden ebenfalls gesammelt. Ein Anstoß aus dem Teilnehmendenkreis waren auch die “Horror-Szenarien” im Forschungsdaten-Bereich, die man unter https://forschungsdaten-thueringen.de/fdm-scarytales findet.

(Kleines chatGPT 4o experiment zum OER-Mixer-Wimmelbild (CC0))

Bilanz und Ausblick

Das TriebfedOERn-Barcamp hat gezeigt, dass die OER-Community lebendig und voller Ideen ist. Die Diskussionen reichten von grundlegenden ethischen Fragen der KI über praktische Umsetzungshilfen bis hin zu strategischen Überlegungen zur Förderung von Offenheit und Zusammenarbeit in der Bildung. Die Energie und das Engagement der Teilnehmenden stimmen optimistisch für die Weiterentwicklung von OER und OEP und sowohl Ort als auch Tagungsorga ließen keine Wünsche offen. Vielen herzlichen Dank und: to be continued!

CC BY Nadja, Judith, Kristina, Aniko, Veronica, Erika, Laura, Bernd, Rebecca, Alice, Myriam, Saskia, Jörg, Verena, Katja, Jorge, Silvia, Sonja, Pia,