Nach dem ersten Konzeptionstag im Oktober 2024 an der Goethe-Universität in Frankfurt, bei dem erste Ideen und Visionen für zukünftige Entwicklungen in der religiösen Bildungsarbeit gesammelt wurden, ging es nun an die Konkretisierung: In zwei Online-Konzeptionstagen am 19. März und am 7. April 2025 kamen die Teams von rpi-virtuell und FOERBICO erneut zusammen, um sich intensiv mit einem gemeinsamen Vorhaben zu beschäftigen: der Entwicklung eines Community-Hubs, der religionsbezogene Akteur:innen vernetzt und offene Bildungspraktiken im religiösen Kontext stärkt.

Wanderschuhe geschnürt: Aufbruch zum Community Hub – Rückblick auf den Konzeptionstag am 19. März

Eröffnet wurde die Runde mit einem spannenden Einblick in aktuelle Entwicklungen rund um KI-gestützte Unterrichtsplanung. Zentrales Anliegen: Wie können Lehrkräfte zukünftig durch einen intelligenten Workflow bei der Unterrichtsvorbereitung unterstützt werden? Die Vision: Ein interaktiver Dialog mit einer KI, die auf Basis von semantischer Suche passende Materialien vorschlägt – und daraus ein maßgeschneidertes Unterrichtsprodukt entwickelt. Dabei spielt ein Didaktik-Chat mit „Amos Comenius“ eine zentrale Rolle: Die KI analysiert Datenbanken, kuratiert Material, formuliert Lernziele und stellt eine Phasenplanung bereit – alles in Markdown, damit es möglichst einfach editierbar bleibt. Ein besonderer Charme: Der KI-Workflow orientiert sich nicht nur an Lehrplänen, sondern auch an theologischen und erfahrungsbezogenen Qualitätsmerkmalen.

Was uns dabei aufgefallen ist:

-> Es fehlt noch ein standardisiertes Vokabular für die Verschlagwortung. -> Die Versionierbarkeit des Editors könnte ein echter Mehrwert sein. -> Noch ist die didaktisch-theologische Begründung eher angedeutet als ausgearbeitet. -> Die Reviews der Materialien müssen dringend überarbeitet werden – Qualität statt Quantität!

Neben der technischen Infrastruktur – von Vektordatenbanken über Docker-Instanzen bis hin zu Assistenten für Materialvorschläge – wurde auch der Wunsch nach einer besseren fachlichen Einordnung laut: Wirelex, fachdidaktische Handbücher und standardisierte Kategoriensysteme könnten helfen, Materialien gezielter zu kuratieren und qualitativ zu clustern.

Ein Vorschlag: ein Bewertungssystem für hochwertige Materialien, das auf redaktionellen Einschätzungen beruht. Damit ließe sich Transparenz schaffen – und zugleich ein Qualitätssiegel für handverlesene Inhalte etablieren.

Von der KI zum Hub: Think – Pair – Share

Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es in Slot 2 mit einem Perspektivwechsel weiter: Wie kommen wir vom Einzelprojekt zum Community Hub? Unter der Leitfrage „Was verstehen wir eigentlich unter einem Hub?“ tauschten sich die Teilnehmenden im Think-Pair-Share-Format aus.

Definitionen & Bilder, die hängengeblieben sind:

-> Hub als Foyer mit Pinnwand, Gesprächen und Materialtisch bzw. Markt der Möglichkeiten. -> Technischer Hub als Schnittstellenraum mit Dateninfrastruktur. -> Hub als Möglichkeitsraum und Kollaborationsumgebung.

In vier Gruppen wurden zentrale Fragen diskutiert:

-> Menschen sichtbar machen: Wie schaffen wir Anlässe zur Kommunikation? Welche „Mitnehmtüten“ um in der Bildmetapher des Foyers zu bleiben geben wir User:innen mit? Wie docken wir an bestehende Plattformen an? -> Dezentralität leben: Wie können wir Lernräume eröffnen ohne Überbetreuung und Selbststeuerung stärken? Wie werden Zugänge barrierefrei und offen gestaltet? -> Zugang zu offenen Bildungsressourcen: Wie motivieren wir Autor:innen zur Weiterarbeit und wie wird Wertschätzung durch Reichweite und Sichtbarkeit spürbar? -> Offene Bildungspraktiken: Wie können wir z.B. durch „Working out loud“ Prozesse sichtbar machen und offene, kollaborative Workflows fördern? Wie etablieren wir Feedback als integralen Bestandteil?

Was bleibt?

Das Ziel ist klar: Ein Community Hub, der sowohl technisch robust als auch didaktisch durchdacht ist – und vor allem eines schafft: Vernetzung, Sichtbarkeit und Mitgestaltung. Beim nächsten Konzeptionstag am 7. April sollte es dann konkret werden!

Nächste Etappe auf dem Weg zum Community-Hub: Konzeptionstag am 7. April

Welche Kompetenzen bringen wir als jeweilige Personen im Team mit, welche Stärken sehen die anderen aus dem Team in uns und wie können wir unsere Superkräfte für die Entwicklung des Community-Hubs einbringen? Mit diesem spielerischen Einstieg begann der Konzeptionstag am 7. April und es zeigte sich, dass wir vielseitig aufgestellt sind: über technisches Know-How über Kreativität und Power bis hin zu Kommunikation- und Managementskills. Damit lässt sich doch was anfangen!

Community-Hub als „der heilige Gral“

Wie kommen wir zum Community-Hub und was braucht es dafür?

Kommunikation und Community

Der Community-Hub soll als „Community of Communities“ fungieren und somit verschiedene Communities zusammenbringen. Dazu braucht es vor allem eins: Austauschmöglichkeiten, um die Kommunikation und Vernetzung zu ermöglichen. Es wird eine Mischung aus informierenden Aktivitäten (wie Social-Media-Integration und regelmäßigen Events) und peer-to-peer Feedbackprozessen (zu Materialien) angestrebt. Ein horizontales (heterarchisches) Netzwerk wird gefördert, bei dem Aufgabenverteilung und Öffentlichkeitsarbeit durch klare Kommunikationsstrukturen und ein Öffentlichkeitsarbeitskonzept unterstützt werden. Auch der Aufbau einer Entwickler*innen-Community (inklusive Schnittstellen zu Technik) spielt eine wichtige Rolle. Langfristig soll das Netzwerk nachhaltig wachsen und bestehen bleiben, indem es mit den Prinzipien der Netzwerkpsychologie arbeitet und FOSS-Communities (Free and Open Source Software) als Vorbild nutzt.

Infrastruktur und Technik

Die technische Infrastruktur des Community-Hubs muss userfreundlich und funktional sein. Insbesondere werden Metadaten, Schnittstellen (APIs) und die Vermeidung von „Broken Links“ als grundlegende Anforderungen genannt. Des Weiteren sollte FOSS (wo immer möglich) zum Einsatz kommen, zusammen mit der Möglichkeit, Materialien effizient zu filtern und die Nutzung durch klare FAQ-Strukturen zu unterstützen. Auch das UX-Design soll bei der Entwicklung von Anfang an mitgedacht werden, um ein niedrigschwelliges Angebot zu schaffen und eine positive Nutzererfahrung zu ermöglichen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Automatisierung des Austauschs, um den Aufwand für die Nutzenden gering zu halten.

Material

Die Materialien im Hub sollten userfreundlich und gut zugänglich sein. Ein Materialticker/-pool wird angestrebt, um Materialien kontinuierlich zu evaluieren und neue Angebote anzubieten. Um die Qualität der Materialien zu sichern, müssen klare Qualitätskriterien definiert werden. Zudem wird an der Systematisierung des Materials gearbeitet. Eine interessante Möglichkeit ist die Förderung der Kollaboration und Zusammenarbeit bei der Materialproduktion, z. B. durch den Einsatz von KI zur besseren Strukturierung und Kategorisierung von Inhalten.

Community-Konsultation mit RELImentar und reliGlobal

Der Community-Hub soll nicht an den Bedarfen der Communities vorbei gehen, sondern einen Mehrwert bieten und genutzt werden. Dazu haben wir Simone Wustrack (RELImentar) und Bianca Kappelhoff (reliGlobal) eingeladen, um uns Einblicke, Erfahrungen, Bedarfe und Wünsche aus ihren jeweiligen Communities zu geben.

Der Austausch war sehr wertvoll und hat gezeigt: -> Sensibilisierung & Aufklärungsarbeit für OER und eine Kultur der Offenheit ist notwendig -> Es braucht einen “automatisierten” Austausch von Materialien -> Die Communities brauchen für die OER-Erstellung technischen Support und Beratung (vor allem bei rechtlichen Fragen) -> Der Einstieg erfolgt immer über das Thema, nie über OER selbst („OER von der Seite einbauen“) -> Standardisierung & Flexibilisierung: Auf gemeinsame Standards z.B. bei Metadaten einigen und trotzdem eigene Wege der Communities ermöglichen

Aufgabenpakete schnüren: Wie geht es weiter?

Um dem Community-Hub als „heiligen Gral“ etwas näher zu kommen, haben wir uns in Kleingruppen einzelne Aufgaben der Bereiche Technik/Infrastrukur, Kommunitkation & Community sowie Material vorgenommen:

Metadaten: Eine Kleingruppe widmete sich der fehlenden Standardisierung von Metadaten innerhalb der rpi- und CI-Plattformen. Ziel ist es, durch die Analyse ausgewählter Beispielmaterialien aus dem Materialpool einen internen Metadaten-Standard zu entwickeln. Dabei sollen bestehende externe Metastandards berücksichtigt und deren Übertragbarkeit auf eigene Plattformen geprüft werden. Im Fokus stehen insbesondere Schnittmengen und Unterschiede bei Metadaten z. B. zwischen Materialpool, reliGlobal und RELImentar. Technische Herausforderungen wie das Mapping uneinheitlicher Begriffe oder der Zugriff auf Taxonomien (z. B. über REST oder GraphQL) wurden ebenfalls diskutiert.

Qualitätschecker: Die Kleingruppe zum Qualitätschecker beschäftigte sich mit bestehenden Qualitätskriterien sowie der Entwicklung spezifischer religionspädagogischer Kriterien und stellte fest, dass deren Anwendung stark vom jeweiligen Nutzungskontext abhängt – etwa ob sie von Materialerstellenden oder von der Redaktion angewendet werden. Der nächste Schritt ist ein Austausch mit Praktiker*innen, um die bisherigen Kriterien für die Religionspädagogik durch kritisches Feedback weiterzuentwickeln. Ziel ist eine differenzierte Qualitätssicherung für OER und alle Materialien im Materialpool.

Kommunikation und Community: Eine Kleingruppe beschäftigte sich mit der Frage, wie der Blog gezielt als Unterstützungsangebot für die Communities dienen kann. Ziel ist es, Bedarfe und Fragestellungen aus den Communities aufzugreifen, Fachexpertise einzubeziehen und Lösungen sichtbar und transparent zu machen. In einem wöchentlichen Treffen wollen wir die Redaktionsarbeit organisieren, Interessierte sind herzlich eingeladen! Bei Interesse oder wenn ihr Fragestellungen oder Themen aus euren Communities habt, könnt ihr euch gerne bei Gina Buchwald-Chassée melden!

Server: Die Kleingruppe zum Thema Server identifizierte das Anmeldesystem – insbesondere die Integration von Keycloak und Matrix – als neuralgischen Punkt mit dringendem Handlungsbedarf. Ziel ist es, Registrierung und Login für Nutzende deutlich zu vereinfachen, da aktuelle Lösungen oft umständlich oder nicht intuitiv sind. Eine benutzerfreundliche Infrastruktur sollte Tutorials, FAQs und Supportangebote zentral und leicht zugänglich bereitstellen, idealerweise gestützt durch ein Ticket- oder Checklisten-System. Auch interne Abläufe sollen durch klare Vereinbarungen und kollaborativ in Markdown erarbeitete Inhalte verbessert werden. Insgesamt gilt: Ein gutes Interface ersetzt das Handbuch – Nutzende sollen zunehmend Verantwortung für ihr eigenes Identitätsmanagement übernehmen können.

Fazit

„But I would walk 500 miles and I would walk 500 more“ – mit diesem Spirit haben wir uns am 19. März gemeinsam auf den Weg näher zum Community-Hub als unseren heiligen Gral gemacht. Doch einen Hub entwickelt man nicht an einem Tag und so ging es am 7. April weiter und der Gipfel des Berges kommt immer mehr in Sicht. Aber getreu dem Motto der Weg ist das Ziel ging es uns auch darum, uns als Team wahrzunehmen, unsere Superkräfte kennenzulernen und auch mit Spaß und Freude neue Energien für die Weiterentwicklung des Hubs freizusetzen!