Grundlagen zur Erstellung von OER

Im dritten Workshop der mehrteiligen Workshop-Reihe starteten wir zunächst mit den Grundlagen zur Erstellung von OER. Hierbei spielt die korrekte Angabe von Quellen eine zentrale Rolle. Ein bewährtes Hilfsmittel hierfür ist die TULLU-V-Regel (auch als TULLUBA-Regel bekannt), die sich insbesondere für Materialien mit Creative-Commons-Lizenzen etabliert hat.

Die Regel steht für folgende Bestandteile:

  • T – Titel
    Die Angabe des Werktitels ist nur bei älteren Lizenzversionen (vor CC 4.0) verpflichtend, und auch dann nur, wenn tatsächlich ein Titel genannt wird.

  • U – Urheber:in
    Der Name der/des Urheber:in bzw. der Profilname auf einer Plattform (z. B. Flickr, Wikimedia Commons) sollte angegeben werden. Ein Link zum Profil ist eine freundliche Ergänzung, aber rechtlich nicht zwingend erforderlich.

  • L – Lizenz
    Die verwendete Creative-Commons-Lizenz ist präzise zu benennen, inklusive vollständigem Namen und Abkürzung (z. B. CC BY 4.0). Zudem ist ein direkter Link zur Lizenzurkunde anzugeben, damit die Lizenzbedingungen für Dritte nachvollziehbar sind.

  • L – Link zur Quelle
    Der Ursprungsort bzw. die URL, unter der das Originalmaterial veröffentlicht wurde, sollte ebenfalls aufgeführt werden. Diese Angabe wird in der Regel mit dem Titel oder dem Materialnamen verknüpft.

  • U – Ursprungsort des Bildes/ Materials
    Der genaue Fundort des Materials (z. B. Plattform oder Webseite) sollte ebenfalls genannt werden.

  • V – Veränderungen
    Seit der Version 4.0 der CC-Lizenzen ist es verpflichtend, alle vorgenommenen inhaltlichen Veränderungen am Material anzugeben. Dazu zählen z. B. Umschreibungen, Neuanordnungen, Übersetzungen, Kürzungen, gestalterische Bearbeitungen oder auch das Zuschneiden von Bildern.

Diese Regel unterstützt dabei, CC-lizenzierte Inhalte korrekt auszuweisen und transparent im eigenen Material darzustellen.

Rechtliche Aspekte bei der Erstellung von OER

Die Erstellung von OER erfordert nicht nur didaktisches Gespür, sondern auch ein sorgfältiges Auge für rechtliche Rahmenbedingungen. Im Idealfall bestehen OER vollständig aus selbst erstellten oder rechtlich unbedenklichen, offen lizenzierten Inhalten, wodurch es nicht zu einer Verletzung fremder Urheberrechte kommt. Sollte dies nicht möglich sein, müssen geschützte Inhalte entweder durch offene Alternativen ersetzt oder in Übereinstimmung mit ihrer jeweiligen Lizenz korrekt gekennzeichnet werden.

Hierbei ist die Einhaltung der TULLU-V-Regel zentral, die die korrekte Namensnennung bei Creative-Commons-lizenziertem Material vorgibt. Ebenso sollte frühzeitig geklärt werden, in wessen Namen – etwa als Team, Projektgruppe oder Institution – eine eventuelle Namensnennung erfolgen soll.

Für das gesamte Material ist außerdem eine passende Creative-Commons-Lizenz auszuwählen, die den gewünschten Nutzungsumfang abbildet. Besonders zu beachten ist hierbei die „ND“-Lizenz (No Derivatives), die keine Bearbeitung oder Vermischung mit anderen Materialien erlaubt und somit für neu kombinierte Inhalte nicht geeignet ist. Jegliche urheberrechtlich geschützte Elemente wie Videos, Grafiken, Audiodateien, Schriften oder Logos müssen, sofern sie nicht offen lizenziert sind, entweder ausgetauscht oder eindeutig von der Lizenzierung des restlichen Materials ausgenommen werden.

Über die rechtlichen Anforderungen hinaus empfiehlt es sich, OER nicht als abgeschlossene Produkte zu verstehen, sondern als Teil eines iterativen Entwicklungsprozesses. Rückmeldung durch Kolleg:innen oder Fachleute vor der Veröffentlichung kann nicht nur rechtliche Schwachstellen sichtbar machen, sondern auch die inhaltliche und didaktische Qualität des Materials verbessern.

OER-Gestaltung mit H5P

Im Anschluss an die theoretische Auseinandersetzung mit OER konnten wir einen praxisnahen Einblick in die Gestaltung mit H5P geben. H5P (HTML5 Package) ist ein Open-Source-Tool zur Erstellung interaktiver und multimedial ansprechender Lerninhalte. Es ermöglicht eine breite Palette an Inhaltstypen, z. B. interaktive Videos, Multiple-Choice-Aufgaben, Drag-and-Drop-Übungen oder Zeitleisten, die ohne Programmierkenntnisse direkt im Browser erstellt werden können.

Besonderes Augenmerk legten wir auf die Course Presentation, ein H5P-Inhaltstyp, der die Erstellung von Folienpräsentationen mit eingebetteten interaktiven Elementen erlaubt. Damit lassen sich klassische Lehrmaterialien dynamisch aufbereiten und um formative Übungseinheiten ergänzen.

Über die Plattform einstiegh5p.de wurde den Teilnehmenden demonstriert, wie H5P-Inhalte erstellt, gespeichert und später bearbeitet werden können. Schritt für Schritt wurde gezeigt:

  • wie man ein neues H5P-Element anlegt,
  • welche Inhaltstypen zur Verfügung stehen,
  • wie Medien (z. B. Bilder, Videos, Audio) eingebunden werden können.

Die Inhalte können direkt auf einer Lernplattform oder Website eingebettet werden. OER mit interaktiven Elementen wie H5P bietet großes Potenzial für eine aktivierende und anschlussfähige Lehrpraxis.

Verbreitung von OER: Wo und wie veröffentlichen?

Ein zentraler Aspekt der Arbeit mit OER ist nicht nur deren Erstellung, sondern auch deren gezielte Verbreitung. Die Sichtbarkeit qualitativ hochwertiger, offener Bildungsmaterialien erhöht ihren pädagogischen Nutzen und ermöglicht die Weiterentwicklung durch andere. In Workshoo wurden daher einige zentrale Plattformen vorgestellt, die sich für die Veröffentlichung von OER eignen, insbesondere mit Blick auf den schulischen und hochschulischen Bereich sowie die Religionspädagogik.

OERSI – Open Educational Resources Search Index

OERSI ist eine fächerübergreifende Suchmaschine, die freie Bildungsmaterialien aus verschiedenen Repositorien im Hochschulbereich bündelt und durchsuchbar macht. Wer eigene OER veröffentlichen möchte, profitiert hier von einer besonders hohen Sichtbarkeit. Die Veröffentlichung erfolgt jedoch nicht direkt über OERSI, sondern über ein angebundenes Repositorium, das in den Index integriert ist.

Wir lernen online (WLO)

Die Plattform „Wir lernen online“ sammelt freie Bildungsressourcen für eine Vielzahl von Fächern – darunter auch Religion. Materialien können über ein Online-Formular eingereicht werden. Nach einer redaktionellen Prüfung werden die Inhalte über das Fachportal Religion öffentlich zugänglich gemacht. Diese Plattform eignet sich besonders für Lehrkräfte, die ihre OER veröffentlichen möchten.

Twillo – OER-Infrastruktur in Niedersachsen

Twillo ist eine landesweite OER-Infrastruktur, die auf die Hochschulbildung in Niedersachsen ausgerichtet ist. Die Veröffentlichung eigener Materialien erfolgt über Partner-Repositorien, die technisch und organisatorisch mit Twillo verknüpft sind. Durch diese Vernetzung werden die Inhalte auf einer zentralen Plattform sichtbar gemacht und können in größere Zusammenhänge eingebettet werden.

Relilab – OER für die Religionspädagogik

Relilab ist eine digitale Plattform zur Förderung religionspädagogischer Zusammenarbeit. Hier können Lehrkräfte eigene OER bereitstellen, sich an kollaborativen Projekten beteiligen oder Fortbildungsangebote nutzen. Alle Inhalte stehen unter der offenen Lizenz CC BY und eignen sich besonders zur Weiterentwicklung sowie zur gezielten fachlichen Verbreitung religionspädagogischer Inhalte.

OER-Verbreitung mit git

Mit dem OER GitHub Tutorial und dem OER Metadatenformular stehen zwei besonders praxisorientierte Werkzeuge zur Verfügung. Das GitHub-Tutorial erleichtert Einsteiger:innen den Zugang zur Veröffentlichung, das Metadatenformular ist ein Unterstützungsinstrument um konform zu den Metadatenstandards zu publizieren. Im Workshop haben wir die Erfassung und Veröffentlichung an einem Beispiel durchgespielt. Zur besseren Nachvollziehbarkeit und gleichzeitig als Anleitung dokumentieren wir hier, wie dies in zwei Schritten sofort selbst umsetzbar ist.

  1. Für die beispielhafte CC-BY-Publikation “Konfi-Arbeit in und nach der Corona-Pandemie”, die bislang weder auf OERSI noch Twillo indexiert und somit auch hier noch nicht auffindbar war, erfassen wir die Metadaten mit dem Metadatenformular von OERSI und stellen diese dann hier via gitlab als yml bereit.
  2. OERSI indexiert automatisch und zeigt nun bei einer Suche nach “Konfi-Arbeit” diesen neuen Eintrag an und auch bei Twillo wird man nun hier fündig.

So konnten wir in unserem Workshop dieses “Proof-of-Concept” direkt exemplarisch live umsetzen und als Ergebnis den Workflow nun hier nachnutzbar dokumentieren. Zögert nicht, uns zu kontaktieren, wenn ihr Fragen habt oder Unterstützung braucht, um die religionsbezogene Hochschullehre, die bisher nur ansatzweise unter freien Lizenzen in OER-Suchportalen zu finden ist, gemeinsam zu erweitern!