Qualität als Prinzip offener religiöser Bildung

Offene Bildungsmaterialien (OER) eröffnen zentrale Chancen für Lern- und Lehrsettings: Sie ermöglichen Teilhabe, fördern digitale Kompetenzen und stärken eine offene, kollaborative Bildungskultur. Auch in der Religionspädagogik wächst die Bedeutung offener Lehr- und Lernmaterialien, insbesondere vor dem Hintergrund digitaler Transformationsprozesse und KI-gestützter Erstellungsmethoden von religionsdidaktischen Materialien. Mit dieser Dynamik stellt sich immer dringlicher die Frage: Woran lässt sich gute Qualität in religionspädagogischen OER erkennen – und wie kann sie nachhaltig gesichert werden?

Während allgemeine OER-Qualitätsmodelle zentrale Standards formulieren und insgesamt eine wertvolle Orientierung bieten, berücksichtigen sie natürlich keine fachspezifischen Besonderheiten religiöser Bildungsprozesse. Hier haben wir mit dem FOERBICO-Projekt angesetzt und praxisnahe, wissenschaftlich fundierte und community-orientierte Qualitätskriterien entwickelt, die für den schulischen, hochschulischen und außerschulischen religionspädagogischen Kontext konzipiert wurden.

👉 Nähere Einblicke dazu: Offenheit ist kein Gegensatz zu Qualität. Religionspädagogische Qualitätskriterien für OER

Die FOERBICO-Handreichung – Entstehung & Zielsetzung

Die Qualitätskriterien entstanden in einem mehrstufigen, iterativen Prozess:

  1. Analyse bestehender Qualitätssicherungsmodelle in OER-Communities

  2. Abgleich mit zentralen religionspädagogischen Forschungsdiskursen zu guter Qualität religiöser Bildung

  3. Interviews mit Expert:innen

  4. Konkrete Qualitätsberatungen und Erprobung im Rahmen laufender Projekte, u.a. in den Projekten TiRU – Tablets im Religionsunterricht sowie M@ps der Professur für Religionspädagogik und Mediendidaktik der Goethe-Universität Frankfurt

  5. Kontinuierliche Überarbeitung der Qualitätskriterien in Zusammenarbeit mit den Communitys

Die Handreichung versteht Qualität nicht als starres Prüfschema, sondern als reflexiven Aushandlungsprozess. Sie soll Materialerstellende unterstützen, eigene OER qualitätsbewusst zu entwickeln, bestehende Materialien kritisch einzuschätzen und weiterzuentwickeln sowie religionspädagogische Kriterien transparent einfließen zu lassen.

Die vollständige Checkliste steht als offen lizenzierte Markdown-Datei (CC BY 4.0) zur Verfügung und kann für Lehre, Materialerstellung und Evaluation direkt genutzt werden. Sie ist als lebendiges Dokument angelegt und wird fortlaufend aktualisiert – basierend auf Feedback, Forschung und Praxiserfahrungen.

Die Handreichung zum Download:

📄PDF-Datei

📝Word-Datei

Die vier Dimensionen der OER-Qualität

1. Rechtliche Qualität Rechtssichere OER benötigen transparente Lizenzangaben, korrekte Quellen und einen bewusst reflektierten Umgang mit geschützten Inhalten – auch bei KI-generierten Materialien.
2. Technische Qualität OER müssen langfristig zugänglich, barrierearm und interoperabel sein. Offene Formate, Metadaten, Exportierbarkeit und barrierefreie Gestaltung sind hierfür zentral.
3. Pädagogisch-didaktische Qualität Qualitative OER ermöglichen zielgruppenorientiertes Lernen, klare Strukturierung, Differenzierung und vielseitige Nutzungsszenarien. Sie regen eigenständiges Denken, Reflexion und Transfer an.
4. Religionspädagogische Qualität OER im Religionsunterricht benötigen fachliche Fundierung: Subjektorientierung, Pluralitätsfähigkeit, Elementarisierung sowie Perspektiven für biblisches, ästhetisches oder interreligiöses Lernen. Sie sollen religiöse Deutungsprozesse sichtbar machen und kritisch-reflexiv begleiten.

Praxisbeispiele: Qualitätsentwicklung in den Projekten TiRU & M@PS

Die Projekte TiRU – Tablets im Religionsunterricht und M@PS – Medienkompetenz erweitern, Persönlichkeit stärken der Professur für Religionspädagogik und Mediendidaktik der Goethe-Universität Frankfurt verbinden theologische Reflexion, mediendidaktische Kompetenz und digitale Bildung. Die entwickelten OER wurden im Rahmen von FOERBICO mit Hilfe der Checkliste beraten und daraufhin weiterentwickelt.

Die Beratung zeigte, dass es sich um …

  • rechtlich solide und weitgehend offen lizenzierte Materialien handelt,

  • eine nachhaltige technische Umsetzung vorhanden ist,

  • eine klare didaktische Struktur gegeben ist,

  • und religionspädagogisch reflektierte Lernwege vorliegen.

Gleichzeitig wurden Stellschrauben identifiziert, u. a. …

  • Lizenzvereinheitlichung,

  • Metadaten,

  • Barrierefreiheit,

  • und der Umgang mit KI-Inhalten.

TiRU und M@PS fungieren damit als Modellprojekte, die zur Schärfung der Kriterien beigetragen haben und zeigen, wie Qualität in OER bereits im Entwicklungsprozess verankert werden kann.

👉 Mehr dazu:

Was die Kriterien leisten – und was nicht

Die FOERBICO-Kriterien bieten:

  • Orientierung für die Erstellung und Überarbeitung von OER

  • Sensibilisierung für rechtliche, technische und didaktische Aspekte

  • religionspädagogische Tiefenschärfe

  • einen strukturierten Reflexionsrahmen

Die Checkliste zur OER-Qualität versteht sich als reflexives Instrument, das Lehrende dabei unterstützt, Qualitätsfragen nicht nur normativ zu beantworten, sondern in einem dialogischen Aushandlungsprozess mit Kolleg:innen, Lernenden und der OER-Community weiterzuentwickeln. Die Checkliste stellt kein pauschales Bewertungssystem bereit, sondern bietet Orientierung, wie Qualität im spezifischen Kontext religionspädagogischer Bildungsarbeit gestaltet werden kann.

Weiterarbeit & Mitmachen

Die Handreichung lebt von Rückmeldungen und Erfahrungen aus der Praxis. Wir freuen uns über:

  • Hinweise zu Nutzungsszenarien, Ergänzungen oder Verbesserungsvorschläge

  • Kommentare zur Weiterentwicklung der Kriterien

  • Beispiele für OER, die mit der Checkliste erstellt oder überarbeitet wurden

Kontakt

Für Rückfragen oder Rückmeldungen stehen wir gerne zur Verfügung!